Anfang letzten Jahres habe ich Halo Irgendwas durchgespielt und weil ich dessen endlos lange Gänge mit karger Alienarchitektur mittlerweile scheinbar erfolgreich verdrängt habe, war es wohl an der Zeit, mal wieder einen neuen Ego Shooter zu spielen.
Allein der Gedanke daran, repetitive Horden seelenloser Gegner mit Dauerfeuer aus der Egoperspektive abzuballern ermüdet mich aktuell zwar sehr, aber hey: Irgendwas mit Rick & Morty Humor war da. Und Außerirdische, die Menschen rauchen. Und lebende sehr gesprächige Waffen mit ganz großartigen Synchronsprechern.
Der miese Charakter meines virtuellen Mentors Gene und die besten sprechenden Waffen seit Devil May Cry 3 machen die stumpfe Ballerei und Schnitzeljagd nach Wegpunkten dank sehr, sehr schwarzem Humor überraschend erträglich.
Wer auf das Dauergequatsche der Waffen keine Lust hat, geht bitte weiter, denn ansonsten gibt es hier nichts zu sehen. Fans von Rick & Morty ballern im Game Pass Probe. Ich fands gut und habe mich wirklich ganz köstlich amüsiert.


Am letzten Tag des Jahres noch mal schnell in die Arcade auf unserer Animal Crossing Insel. Tschüss 2022!

Seit einigen Tagen läuft hier auf dem Steam Deck nichts anderes als das mittlerweile schon über ein Jahr alte Buck Up And Drive. Das für mich beste Rennspiel seit einer gefühlten Ewigkeit ist optimal spielbar auf Valves Handheld.
Nostalgisch anmutende Outrun Optik, gepaart mit Fliptricks und Spezialattacken klingt zwar erstmal bekloppt, ist aber schlicht der Wahnsinn. Also vor allem wahnsinnige Geschwindigkeit. Wenn man auf den engen Straßen an Mitfahrern vorbei driftet, über eine Rampe einen Backflip auf die Fahrbahnbegrenzung macht, dort einen Grind in einen Flip auf die andere Seite hinlegt, dann in der Mitte der Straße aufkommt und einen Boost triggert, ist das ganz großes Actionkino.
Mittlerweile gibt es 24 zusätzliche Autos, die in Form von zufällig auftauchenden Rivalen besiegt und freigespielt werden können. 30 hübsche und oft witzige Stages reichen vom klassischen Outrun Strand bis auf den Mond.
Richtig geil: In einem Ordner, der aus dem Spiel heraus direkt geöffnet werden kann, können eigene Grafiken für Autos und Seitenwerbung hinterlegt werden. Noch geiler: Die für den gesunden Menschenverstand erst einmal irritierende Option, die LQBTQ+ Banner im Spiel abzuschalten, erhöht bloß das Aufkommen der Selbigen, was zu outenden Beiträgen auf Steam führt. Ein Honey Pot für bigotte Trolls oberster Güte.
Buck Up And Drive ist ein Ein-Mann-Projekt von Fábio Fontes und für den Preis schier perfekt, wenn ihr die Nostalgie alter Rennspiele sucht, diese aber auf technisch hohem Niveau und mit dem einen oder anderen Twist spielen wollt.
Und ja, es hätte auf meine Jahresbestenliste gehört, aber die war dieses Jahr tatsächlich nur Titeln aus 2022 vorbehalten.
Bonus: Ich habe in Pixelmator den Wagen des Punishers gebastelt und für alle hier hochgeladen. Viel Spaß damit.
Es ist die Zeit der Jahresendlisten, meine Kerle! Endlich kann ich auswerten, was ich über zwölf Monate lang zwanghaft akribisch protokolliert habe.
54 Filme und 71 Staffeln haben wir geschaut, 15 Bücher habe ich gelesen und 38 Spiele durchgespielt. So gesehen war es ein gutes Jahr. Wenn man keine Nachrichten geschaut hat.
Die vielleicht besten Videospiele
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Sifu. Weil es das Genre umgekrempelt und rebootet hat.
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Hardspace: Shipbreaker. Weil es zu schön ist um war zu sein, dass es Entwickler gibt, die mich Raumschiffe auseinandernehmen lassen.
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Trombone Champ. Weil alles an diesem Spiel großartig ist.
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Loud. Genau so großartig wie Trombone Champ, aber Posaunen sind einen Tick besser als Gitarren.
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Switch Sports. Weil Battle Royal Bowling einfach super ist. Auch, wenn Nintendo versucht, es mit dümmlichen Barrikaden wieder kaputt zu machen.
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Strange Horticulture. Weil es ein für mich neues Spielkonzept ist, das ich sehr zu schätzen wusste.
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Ooblets (Switch). Weil DANCE BATTLE!
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Stray. Weil es nach dem ersten Blogpost 2015 tatsächlich noch rausgekommen ist und ganz toll war.
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Tinykin. Weil ich schon lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Plattformer hatte.
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Garden Galaxy. Weil gut gemachtes Casual Gaming einfach sehr wichtig für mich ist.
Die vielleicht besten Serien
- Euphoria Staffel 2
- Star Wars: Andor
- Severance
- Tokyo Vice
- Mr. Inbetween Staffel 3
- Slow Horses
- Station Eleven
- Atlanta Staffel 3
- The Umbrella Academy Staffel 3
- The Bear
Die vielleicht besten Filme
- Nope
- Causeway
- Baby Assassins
- The Banshees of Inisherin
- Triangle of Sadness
- Bullet Train
- Athena
- The Power of the Dog
- The Batman
- The Northman
Die vielleicht besten Bücher
- Light from Uncommon Stars
- Three Assassins/Suzukis Rache
- A Prayer for the Crown-shy
Reicht, oder?
14 Jahre nach In Brügge Sehen und Sterben stehen Colin Farrell und Brendan Gleeson wieder für Martin McDonagh vor der Kamera. Und anstelle zu versuchen, den enormen Erfolg mit Three Billboards Outside Ebbing, Missouri zu wiederholen, hält sich McDonagh zurück und kommt fünf Jahre später einfach mit dieser kleinen, aber großartigen Tragikomödie um die Ecke. Mit zwei Handvoll toller Schauspieler auf einer irischen Insel in den 1920er Jahren, die ihr Leben abseits des auf dem Festland tobenden Bürgerkriegs mehr oder weniger in den Tag und ins Pub hineinleben.
Im Mittelpunkt des Films stehen die Freunde und Nachbarn Pádraic und Colm, die sich normalerweise immer nach dem Mittag im Pub treffen, bis Colm Pádraic erklärt, dass er ihn nicht mehr leiden kann. Aber Pádraic ist nicht die hellste Birne am Leuchter und sieht das so nicht ein. Mehr gibt es nicht und es ist McDonaghs seltenes Talent, dass er daraus zwei Stunden gute Unterhaltung schaffen kann.
Und dabei driftet er schon ein bisschen ab von seinen bisherigen Arbeiten, hin zu einem Calvary aus der Feder seines Bruders John Michael McDonagh. Was natürlich absolut großartig ist. Und so schiebt sich dieser kleine Film zum Ende des Jahres doch noch ganz frech an allen Nominierten vorbei in meine Jahresbestenliste. Fecking good.

Entspannende Wohlfühlspiele erzeugen bei vielen Menschen ja gerne mal Gesichtsausdrücke irgendwo zwischen Schmerz und Mitleid, wenn man ihnen gegenüber mit großen Augen erklärt, warum eines dieser Spiele gerade der neue sehr heiße Scheiß ist. Manchmal ist es aber auch wirklich ein Mysterium. Wie zum Beispiel bei Garden Galaxy. Da mache ich ja nichts anderes, als kleine Geister anzuklicken, die sich dann in Münzen verwandeln, die ich wiederum in einen Zauberkessel werfe, der mir dann im Gegenzug dafür einen Gegenstand ausspuckt. Den kann ich dann wie es mir gefällt in meinem virtuellen Garten platzieren. Egal, ob die Position Sinn macht oder ob es vielleicht sogar doof aussieht. Galaxy Garden überlässt mir komplett die Gestaltung meiner virtuellen Sandkiste und gibt mir dabei nicht einmal ein Ziel vor, das über den Aufbau dieser Spielfläche hinaus geht. Und trotzdem ist es reinstes, himmelblaues Crystal Meth aus Albuquerque, New Mexico.
Immer wenn ich denke, es reicht jetzt und dann meinen Mauszeiger in die untere linke Ecke auf das Menüsymbol zu bewege, fällt mir auf den paar Zoll noch etwas ein, was ich ja noch schnell machen könnte. Komm, hier noch mal die beiden Geister wegklicken. Oh, eine Gartenmünze! Mal schauen, was da für ein Objekt herauskommt. Hach, nice. Das hatte ich ja noch gar nicht. Ich glaube das passt hier hinten ganz gut in die Grünfläche, die ich wie einen kleinen Zauberwald gestaltet habe. Aber Moment. Es schwimmt ja auf Wasser! Nee, dann packe ich es dort zum Wasserfall, der ... und so geht das dann noch mindestens eine Stunde weiter. Crystal fecking Meth. Sag ich euch.
Natürlich motiviert hier vor allem der tolle Stil, in dem alle Gegenstände liebevoll gezeichnet wurden. Selbst wenn nach den ersten drei Stunden alles aussieht wie der Hinterhof einer Messie-Bauernhof-WG, hat das noch eine ansprechende Schönheit. Und dann gibt es diese kleinen netten Extras, wie etwa der Vogel, der in den Garten zieht, wenn ich eine Vogeltränke aufstelle. Genau mein Ding.
Aus Ermangelung eines Windows-Rechners spiele ich Garden Galaxy auf meinem Steam Deck über dessen offizielles Dock am Monitor mit Maus und Tastatur und kann das ohne Einschränkung empfehlen. Cozier geht dieses Jahr nicht mehr zu Ende.
Weil mir der Film Bullet Train sehr gut gefallen hat, wollte ich Kōtarō Isakas Buchvorlage Maria Beetle dazu lesen, habe dann aber entdeckt, dass es bereits der zweite Teil einer Trilogie ist, die auf einer Mangareihe von Isaka basieren und dass Teil Eins mit dem Originalnamen Grashüpfer jetzt ebenfalls ins Englische übersetzt wurde. Leider unter dem echt übel generischen Titel Three Assassins. Aber wenn schon mal was abseits von Murakami aus dem Japanischen übersetzt wird, soll mir sogar das recht sein.
Der Release macht Sinn, denn die Bücher spielen nicht nur im selben literarischen Universum, sondern teilen sich hier und dort auch mal kleinere Nebenfiguren. Wenig überraschend treffen auch bei Three Assassins, wie schon bei Bullet Train, Auftragskiller aufeinander und machen sich gegenseitig das Leben schwer, aber dahinter steckt deutlich mehr als der uninspirierte Buchtitel vermuten lässt.
Protagonist Suzuki infiltriert recht dilettantisch eine Verbrecherorganisation, die er für den Tod seiner Frau verantwortlich macht und stolpert dabei mit der Tür ins Haus in eine Welt, in der Entführung, Betrug und Mord ganz normale Berufe zu sein scheinen. Dabei treibt er im Fahrwasser der Assassinen von einer gefährlichen Situation in die nächste.
Die illustren wie interessanten Figuren sind richtig gut geschrieben und ihre Verbindungen zueinander ergeben ein schönes Puzzle, das erst am Ende ein überschaubares Gesamtbild liefert. Die Tatsache, dass ich es gar nicht erwarten konnte, diese Geschichte weiter erzählt zu bekommen und im Anschluss direkt mit dem zweiten Teil fortfuhr, machte mir klar, dass ich hier möglicherweise mein neues Lieblingsbuch gefunden habe.
Übrigens wurde auch dieses Buch, das in Japan bereits 2004 erschien, vor einigen Jahren schon verfilmt. Mit Tadanobu Asano in der Hauptrolle! Leider ohne einen westlichen Release. Aber das kommt ja vielleicht noch, wenn diese Reihe jetzt noch ein bisschen bekannter wird.
Teil Drei, der den Namen Ax trägt, ist aktuell noch nicht ins Englische oder Deutsche übersetzt worden. Am 3. April erscheint Three Assassins/Grashüpfer unter dem noch blöderen Titel Suzukis Rache auch auf Deutsch.