Ninja Blade
Die Welt braucht mehr Ninja. Die Xbox 360 auch. Vor allem die. Das hat sich auch Fromsoftware gedacht und ihre In-House Programmierer mit dem Titel Ninja Blade betraut. Ein Hack'n'Slay, das vom Setting her Erinnerungen an Overworks Shinobi auf der Playstation 2 weckt, spielerisch allerdings weniger auf bockschwere Missionen und eher auf haarsträubend inszenierte Action setzt. Ein Konzept, das aufgeht.
Tokio in der Zukunft. Ein Virus hat die Stadt befallen und mutiert normale Bürger zu hässlich entstellten so genannten Trägern. Die Gegend um den Tokio Tower wird abgeschirmt und steht fortan unter Quarantäne. Ein Spezialeinheit wird ausgesandt, den Mutanten den Gar aus zu machen und den Frieden in der Metropole wieder herzustellen. Die Exekutive des Himmelfahrtskommandos ist Ken, eine perfekte Killermaschine. Unter der Leitung seines Vaters starten er und das Team ihren Einsatz über den Dächern leuchtender Wolkenkratzer und stellen sich den bösen Kräften mit dem Ziel die Millionenstadt zu retten, bevor die Zahl der Infizierten zu groß wird, als daß man sie weiterhin unter Kontrolle halten könnte. Kens Vater aber erkennt vor allen anderen die Aussichtslosigkeit des Einsatzes und fasst einen selbstlosen Plan.
Die neun Missionen im Spiel bestehen im Wesentlichen aus drei spielerischen Stilrichtungen, die sich unregelmässig abwechseln. Im Hack’n'Slay Teil nutzen wir drei verschiedene Schwerter und einen Bumerang-Shuriken um uns durch Horden von Gegnern zu schlagen. Die so gewonnenen roten Blutkristalle investieren wir in trägen Menüs, um Schwerter und Shuriken aufzupowern. In Kisten und Tonnen, die wir dank Havok-Technik feinsäuberlich zerlegen können, finden wir neue Outfits, seltene Sammelobjekte und Heilgegenstände. Geübte Spieler erlegen normale Gegner mit einem so genannten Todomé, einem spektakulären Finish, der extra viele Blutkristalle spendiert.
Missions-Intros und Bossgegner präsentieren sich in halsbrecherischen Manövern, oftmals Kilometer über der Stadt im freien Fall und laden zu einer Reihe nicht enden wollender Quick-Time-Events, die in ihrer Quantität selbst Shen-Mue 2 blass aussehen lassen. Und so klicken wir uns durch gleichermaßen spektakuläre wie illustre Echtzeit-Stunts und fühlen uns manches mal in unsere Kindheit und Dragon’s Lair Zeiten zurückversetzt. Allerdings ohne den Frust, denn wenn wir bei Ninja Blade mal falsch oder zu spät reagieren, wird die Zeit eben zurückgedreht und wir können es beliebig oft neu versuchen.
Die dritte Zutat im Genre-Mix ist ein mehr schlecht als rechter Rail-Shooter, der uns in gepanzerten Fahrzeugen oder Fluggeräten durch die Häuserschluchten und Tunnel von Tokio trägt, den Zeigefinger immer in Dauerfeuerstellung. Als wenn es nicht eh schon nervig genug wäre, mit einem Analogstick bewegliche Ziele zu erfassen, während man sich selbst ständig hin und her bewegt, ziehen sich diese Passagen auch noch ewig lang hin. Glücklicherweise sind auch hier die Rücksetzpunkte großzügig verteilt und diese Passagen des Spiels nach kurzer Zeit tapfer ausgesessen.
Für Spieler, die auf der Suche nach Herausforderungen sind hält Ninja Blade neben dem Extra-Schwierigkeitsgrad “Hard” noch einige knackig-schwer freizuschaltende Erfolge bereit. So gibt es neben dem Erfolg für eine beendete Mission noch jeweils einen individuellen Alternativ-Erfolg, wenn Missionen mit bestimmten Bedingungen, etwa innerhalb eines bestimmten Zeitlimits oder mit einer angegebenen Höchstcombo, abgeschlossen werden. Auf Wunsch können wir unsere erspielte Punktzahl auch gleich online mit denen der Xbox Live Community vergleichen.
Seit Devil May Cry 3 waren Zwischensequenzen, was die Quick-Time-Events in Ninja Blade letzten Endes ja sind, nicht mehr so herrlich anzusehen. Dem Titel gelingt es dadurch bestens, den Spieler bei hervorragender Laune zu halten. Nicht ohne dabei über bestehende Mängel hinwegzutäuschen. Aber wen stören schon handwerklich ungeschickte Überblendung in den Hack’n'Slay Passagen, die etwas eintönigen Bosskämpfe und das sich wiederholende Leveldesign, wenn man weiß das gleich wieder eine extrem durchgedrehte Actionszene für Unterhaltung der Extraklasse sorgt und wir zum Beispiel beim vorgezogenen Showdown der Super-Ninja den halben Tokio Tower in Schutt und Asche legen dürfen. Eben. Lediglich im finalen Level zerrt der Boss-Marathon dann arg an unseren Nerven und wir sollten vorsorglich einiges an Zeit mitbringen, denn gespeichert werden kann immer nur am Ende einer Mission. Ninja Blade hat das Rad ganz sicher nicht neu erfunden, aber ein nettes Dreirad daraus zu basteln, ist FromSoftware trotzdem ohne Frage gelungen. Außerdem kann man sich Joe Musashi basteln. Wenn das nichts ist!