Torsten Hartmann

Texthäppchen über Bildschirmunterhaltung von Torsten.

Aliens Cololnial Marines

Aus dem Archiv · spiel

In einer Welt, unserer nicht ganz unähnlich, erschien letztens ein Alien-Spiel, namens Colonial Marines. Unter anderem auf einer Konsole, unserer Xbox 360 nicht ganz unähnlich. Der Unterschied: in dieser Welt ist das Spiel bei einem Dienst erschienen, der unserer Xbox Live Arcade nicht ganz unähnlich ist. Für entspannte 15 Euro.

Irgendwo auf dieser Welt sitze ich vor eben dieser, unserer Xbox nicht ganz unähnlichen Konsole und zocke eben dieses Aliens: Colonial Marines. Das Twenty Century Fox Logo empfängt mich und schämt sich nicht, dabei schweinehässlich auszusehen. Was soll’s, es ist ein Arcade-Download für 15 Euro. Da meckere ich nicht über das erste Logo. Da bin ich gespannt auf den Rest.

Das Abwarten lohnt sich. Auch der Rest ist schweinehässlich. Grobe Texturen, Farbarmut und eine karge Ausleuchtung empfangen mich auf irgendeinem Raumschiff, dessen Namen ich nach dem ersten flachen Dialog aus dem Munde eines Marines, also nach drei Minuten, verdränge. Wie auch den Rest der Geschichte, die kurz vorhatte mein Gehirn zu verknoten, als das versuchte, die Vorkommnisse im Spiel in die Handlung der Filme zu quetschen. Aua. Aber hey, es ist ein günstiger Arcade-Titel.

Ich steige ins Spiel ein und bin überrascht. Für einen Arcade Titel spielt sich Aliens wirklich gut. Das Pulse Rifle spuckt mit dem herrlich schönen Sound-Effekt des zweiten Films die Munition durch die Gänge. Der Motion-Tracker wird stilecht von meinem Alter-Ego gehalten und macht Original-Geräusche, die mir Tränen der Freude in die Augen treiben. Glücklich zucke ich jedesmal zusammen, wenn der Tracker ausschlägt und ein Xenomorph auf mich zuspringt, dem ich dann die hässliche Birne von der Schulter schieße. Klasse: Wegmarken und interaktive Punkte werden ebenfalls auf dem Motion-Tracker angezeigt.

Das Zeug auf dem Visier bei Aliens Colonial Marines ist kein Regen. Das sind die Pixel-Tränen der Entwickler.

Dann wird alles anders. Die Außerirdischen weichen menschlichem Söldnern. Ich schieße in einem Alien-Spiel auf Menschen. Wenn das Original-Material keine Ideen hergibt, muss man eben eigene einbringen … Nö! Himmel, das Alien-Universum ist voll von guten Ideen, unterschiedlichen Settings und was-weiß-ich noch alles. Aber hey, es ist ein Arcade-Titel. Alles noch im Rahmen.

Es wird schlimmer. Dämliche, vom Spiel gesteuerte Mitstreiter bleiben an Ecken hängen und lassen mich auf diese Weise oft im Stich. Gegner vergessen ab und an sogar ihre Todes-Animation. Die Zwischensequenzen erinnern mit gefühlt fünf Bildern pro Sekunde und einer Handvoll Farben fast schon an PSOne Zeiten und erwecken ein bisschen Fremdscham, in meiner Rolle als Xbox-Spieler. Das Spiel macht insgesamt einen sehr unfertigen Eindruck. Das ist auch für einen günstigen Arcade-Titel eigentlich nicht tragbar.

Alles in allem bleibe ich aber trotzdem dran. Die Waffen, der Tracker, die Sounds und die Details, die immer wieder an die Filme erinnern. Für Alien-Fans ist dieser Titel ein Pflichtkauf. Immerhin kostet er nicht viel mehr als eine Blu-ray des zweiten Teils und ... irgendwo klingelt ein Wecker.

Ich wache auf. In unserer Welt. Es ist sieben Uhr Morgens, ich bin müde, habe schlecht geträumt und Aliens Colonial Marines kostet 55 Euro, der Staffelpass für kommende Download-Inhalte nochmals fast 30 Euro. Ähh … ich glaub ich träume immer noch.