Torsten Hartmann

Texthäppchen über Bildschirmunterhaltung von Torsten.

The Casual Vacancy

Aus dem Archiv · buch

Never judge a book by it’s cover, sagt der Volksmund. Dieser Spruch stammt aus einer Zeit, als ausnahmslos alle Taschenbücher scheiße aussahen. Heute, wo vereinzelt begabte Menschen auch mal solche Cover gestalten, lebe ich getreu dem Motto Never judge a book by it’s cover unless there’s a vampire on it.

Und weil mir die Harry Potter Bücher von Frau Rowling so außerordentlich gut gefallen haben, gab ich auch The Casual Vacancy eine Chance. Obwohl das Cover nach Krimi aussah und ich keine Krimis mag. Ich habe auch vorher schon gelesen, dass Rowling da einen Krimi geschrieben hat. Die deutsche Übersetzung (Ein plötzlicher Todesfall, aber nein, ich habe es in Englisch gelesen) lässt ebenfalls kaum Zweifel zu. Positiv überrascht war ich, als mir dann bereits nach wenigen Seiten klar wurde, dass dies hier gar kein Krimi ist. Hui!

Aber was ist es denn dann? Und genau da wird es schwierig, denn in der ersten Hälfte ist dieses Buch vor allem eins: sehr gut geschrieben. Ansonsten passiert eigentlich nicht viel, aber genau das macht es so außergewöhnlich gut. The Casual Vacancy ist für Bücher ein bisschen das, was The Wire oder Treme für TV Serien sind. Zwei Handvoll sehr unterschiedlicher Charaktere gewähren Einblick in ihr Leben in der Gemeinde Pagford, deren gesellschaftliches Problem der soziale Brennpunkt am eigenen Stadtrand ist und für die der Tod eines Mitglieds des Gemeindevorstands eine Reihe unvorhergesehener Ereignisse initiiert. Und es muss gar nicht viel geschehen, damit man davon gefesselt wird.

Aber das Buch ist noch weit mehr. Dann, wenn sich die Gesamtsituation in der zweiten Hälfte langsam, aber stetig zuspitzt. Dann erkennt man, wie intelligent das Buch geschrieben ist und wie geschickt Rowling die Leben der Charaktere verbindet.

Wenn ich mir hier und jetzt etwas wünschen darf, dann ist es eine TV Serie zu The Casual Vacancy. Natürlich von den Menschen hinter The Wire und Treme. Das könnte wirklich sehr, sehr gut werden.

Ein Buch. In einem Blog über Filme und Videospiele. Never judge a blog by it’s cover, sage ich euch.