Tearaway
Papier ist toll. Ich liebe Papier. Wenn etwas aus Papier ist, ist es für mich oft wertiger als ähnliche Dinge aus Kunststoff. Papercraft ist eine Sache, für die ich eigentlich weder die nötige Geduld noch die nötige Feinmotorik habe, der ich aber trotzdem immer wieder fröne. Dinge aus Papier sind ganz groß.
Die Entwickler von Little Big Planet lieben ebenfalls Papier. So sehr, dass sie dem gepressten Zellstoff eine Liebeserklärung programmierten und es Tearaway nannten. Tearway raschelt, reißt, spannt, klebt und ist ganz, ganz bunt und immer aus Papier.
Sogar die vierte Wand ist aus Papier und nicht reissfest, so dass wir als Spieler von Anfang an Teil des Spiels sind. Als sogenannter You sind wir eine Art Gott, dessen Antlitz sich, dank eingebauter Front-Kamera, stetig in der Spielwelt widerspiegelt. Und das ist das Konzept von Tearaway: die volle Integration von allen Features der Vita. Eine liebevolle Techdemo.
Die normale Kamera wird genutzt, um Bewohnern neue Texturen zu verpassen, das Touchpad auf der Rückseite lässt uns die eigenen Finger in die Welt stecken, auf dem Front Display reißen wir Pakete mit unseren Daumen auf und der Neigungssensor der Vita bewegt Plattformen. Nur um einige Beispiele zu nennen. Das ist nicht immer optimal, bedenkt man, dass bei all dem auch noch die Vita selbst gehalten werden muss und zeigt nicht selten die Schwächen des Gerätes auf.
Vor allem der Einsatz des hinteren Touchpads fällt da auf. Während ich beide Hände um die Seiten des Handhelds kralle, mit dem linken Daumen am Analogstick meine Spielfigur steuere und dabei mit dem rechten Zeigefinger auf die Rückseite drücken muss, wird Letzteres oft nicht korrekt interpretiert und ich höre Mike Krüger leise den Nippel singen.
Und dann die gefixte Kamera. Wir haben fast 2014 und es gibt noch gefixte Kamerapositionen in Videospielen, ey! Das ist ganz, ganz schlimm. Es ist bei Tearaway zwar egal, wenn ich zum dritten Mal während einer Sprungpassage nicht auf sondern neben einer Plattform lande und zurückgesetzt werde, aber es nervt trotzdem ganz gewaltig.
Dennoch überwiegen bei Tearaway die positiven Seiten. Die Welt ist einfach so wunderbar frisch und voller innovativer Ideen. Mitunter fühlte ich mich wie in ein altes Zelda-Spiel versetzt, wenn ich eine neue Technik oder ein neues Gadget bekam und damit eine weitere Spielmechanik freischaltete (Ja, er hat Zelda gesagt und das ist mal eine Hausnummer).
Außerdem kann ich gefühlt einhundert Bastelbögen, die ich im Spiel als farblose Gebilde mit Hilfe meines Fotoapparates coloriere(!), ausdrucken und nachbasteln. Wie großartig ich diese Idee finde, kann ich gar nicht beschreiben. Ich kann es auch gar nicht erwarten, endlich die Zeit zu finden, um all das zu basteln! Zeit … ha, ha. Klar. Ich muss weg!