Torsten Hartmann

Texthäppchen über Bildschirmunterhaltung von Torsten.

Kengô 3

Aus dem Archiv · spiel · chambara

Im dritten Teil der Schwertkampfsaga sucht ihr die überall im Land verteilten Meister auf, um einen Rat auf eurem Weg zur Erleuchtung zu bitten. Um dieses zu bewerkstelligen ist es euch nun möglich das ganze Land zu bereisen und so von Tür zu Tür diverser Dojo, Tempel und Gasthäuser zu wandern um euch und euren Stil mit Hilfe mal mehr und mal weniger angemessener Gegner zu formen.

Genki hat sich hierbei sichtlich Mühe gegeben den Spielablauf wesentlich abwechslungsreicher zu gestalten als in den beiden vorangegangenen Teilen. Zwar erkennt ihr euren derzeitigen Standort wieder nur als Menühintergrundbild, dafür sind die Besuche der jeweiligen Lokalitäten aber mit mehr Animationen geschmückt und vor allem die Jobs, die ihr hier und da annehmen werdet, um die Preise für Übernachtungen zu bezahlen, wurden mit viel Liebe zum Detail aufpoliert.

Das Schwertkampfsystem an sich basiert immer noch auf den drei Techniken Ko-Tai-Ken (siehe Kengô 2), wurde allerdings in drei Dingen raffiniert. Zum einen haben euch die Entwickler eine Ausweichtaste spendiert, mit der ihr nahenden Attacken durch eine schnelle Bewegung in eine beliebige Richtung entgehen könnt. Dadurch gewinnt das Spiel merklich an Dynamik und man kann sich mit geschickten Kombinationen vorbei am gegnerischen Angriff in eine Vorteilsposition für die eigene Offensive begeben.

Der zweite Punkt auf der Liste der hervorgehobenen Änderungen ist das vereinfachte Formensystem, das bereits im Serienableger Fu'un Shinsengumi eingesetzt wurde und die Richtungen, die man mit Defensivtechniken belegen kann, beziehungsweise in die die Angriffe eingeteilt werden, auf ein Minimum beschränkt. Sicherlich eine Entscheidung, die das Gleichgewicht zwischen den neuen Option im Spiel mit denen des Vorgängers in der Waage halten soll.

Zu letzterem trägt auch die dritte und sicherlich markanteste Änderung bei, nämlich das Editieren der Formen an sich. Dies wird einem diesmal doch glatt verwehrt, und anstelle des stundenlangen herumbasteln auf der Suche nach der optimalen Form, erlernt man im dritten Teil immer gleich komplette Formen mit bereits gesetzten Ko, Tai und Ken Attributen, die ihr nicht mehr verändern könnt.

So beschränkt sich eure Vorbereitung für den Ernstfall auf die Auswahl der drei Formen, die euch in den verschiedensten Situationen im Kampf am effektivsten erscheinen. Wer jetzt trübselig die Schultern hängen lässt und sich wehmütig an schöne Stunden im Formenmenü von Kengô 2 erinnert, dem sei gesagt, dass es nach einmaligem Durchspielen zumindest die Möglichkeit gibt seine Formen miteinander zu kombinieren (siehe Omake).

Eine interessante Neuerung, wenn auch recht schwierig in der Ausführung ist eine Art Sensitive Touch System. Wie schon bei Kengô 2 werden Teile einer Schwertcombo mit wiederholten Druck auf die Kreistaste ausgeführt. Möchte man eine Combo in der Mitte abbrechen, drückt man entweder X oder hält die Kreistaste einfach gedrückt. Wie beim zweiten Teil verharrt euer Kenshi dann mit ausgestrecktem Schwert nach dem Angriff. Neu bei dem System ist aber die Möglichkeit, den zweiten, bzw. weitere Teile der Attacke auszuführen, indem ihr die Kreistaste nicht ganz loslasst, sondern nur in die Mittelstellung zurückführt und dann ein weiteres Mal ganz durchdrückt.

Die Technik macht bei dem Kampf mit dem Bokken wenig Sinn, ist aber umso effektiver, kämpft man mit dem scharfen Schwert gegen mehrere Gegner. Da man so z.B. mit einer 3-Hit Combo und dem entsprechendem Timing drei Gegner erledigen kann. Ihr müsst lediglich die Pausen zwischen den Attacken so lange halten, bis die Angreifer in der entsprechenden Position zu euch stehen. Es ist natürlich nicht zwingend notwendig auf diese Weise zu kämpfen, es sieht aber noch ein Tick besser aus.

Vom Spielablauf ähnelt Kengô 3 im groben immer noch dem Vorgänger und so zieht ihr umher, besiegt Schüler und Meister von lokalen Schwertschulen, gebt eurer Geld für Unterkunft oder Klamotten aus, mit denen ihr das Äußerliche eures Kenshi jetzt auch nachträglich verändern könnt und nehmt schlussendlich an Turnieren in den einzelnen Bezirken teil, die euch bei einem Sieg entweder mit der Möglichkeit belohnen, eine neue Route im Land zu bereisen, oder aber mit einem neuen Schwert für eure Sammlung. All das dient eurer Verfassung, bzw. eurem Status, den es neben dem Erlernen neuer Techniken, stetig zu verbessern gilt. Man will ja gut dastehen, wenn man mal kein Geld hat, im freien übernachten muss und dabei von einer Horde Dieben überrascht wird.

Damit so etwas nicht passiert und die Kasse stimmt, vertraut ihr euch zwielichtigen Gestalten, wie etwa dem Jobbroker an, der euch mit allerlei Aufträgen rund um euren Schwertarm betraut. So findet ihr euch vor Toren wieder, die ihr bewachen müsst, begleitet schutzbedürftige Reisende, verdient euer Geld als Leibwächter oder nehmt ganze Teehäuser mit Dutzenden von kaltblütigen Killern auseinander. All das in feinster Chambara-Tradition und stilecht mit geschlitzten Papiertüren, viel Blut und markerschütternden Schreien. Im Vergleich zu den recht eintönigen Missionen des zweiten Teils machen die vielen neuen Details und die größere Auswahl an Szenarios diese Art der Einkommenssteigerung zu einem wahren Fest.

Das Schwert als Mittel zum Geldverdienen bedarf in Kengô 3 übrigens spezieller Pflege. Mit stetiger Benutzung einer Waffe sinken nämlich deren Werte und so ist es nötig von Zeit zu Zeit die verschiedenen Schwertschmieden aufzusuchen um eure Waffen wieder in Ordnung bringen zu lassen. Es ist auch möglich, Schwerter zu verbessern. Umsonst sind diese Dienste natürlich nicht.

Wer sich regelmäßig um sein Schwert kümmert, der darf das eigene Befinden aber nicht vernachlässigen. Alle Attribute eures Körpers, z.B. Kraft, Geschwindigkeit oder der Geist, haben einen Maximalwert. Diese Werte stehen in einer Balance zueinander, die ihr in den Tempeln des Landes durch mentales Training verändern könnt. So könnt ihr auch kosten der Kraft z.B. einen sehr wendigen Kämpfer aus eurem Schüler machen.

Ihr steht auf eurem steinigen Pfad des Schwertes übrigens nicht nur diesen gegenüber. Im Laufe des Spiels kreuzen auch Pfeil und Bogen, Musketen, Lanzen und sogar die faszinierende Kusarigama, eine Kettensichel, euren Weg. So wird euch diesmal einiges mehr abverlangt, wenn ihr z.B. von drei Schwertern gleichzeitig attackiert werdet, während aus der Distanz noch mit Pfeil und Bogen auf euch geschossen wird. Da heißt es taktisch klug die Position bei jedem Schritt neu berechnen und im richtigen Moment zuschlagen.

Wer eine Pause vom Storymodus benötigt, aber ein paar Runden mit dem Schwert ziehen will, greift auf den Versus-Modus gegen die CPU oder einen menschlichen Gegner zurück. Oder ihr begebt euch auf den Pfad des Blutes und versucht euch im Tee-Haus Massaker gegen 100 Gegner oder gar 1000 auf einem freien Feld, inkl. Online-Ranking Code. Instant-Death Fetischisten treten im dritten speziellen Modus gegen 108 Banditen an, bei dem ein einziger Treffer den sicheren Tod bedeutet.

Ohne Zweifel hat Genki die Abstriche beim Editieren und Personalisieren mit neuen vernünftigen Featuren, abwechslungsreichen Details und einem noch schöneren Gesamteindruck mehr als Wett gemacht und Freunde der Kengôsaga werden auch in diesem Teil wieder einen langen Weg beschreiten, der irgendwann in ihrer, zumindest auf der PS2, erlangten Erleuchtung endet. Willkommen in der Welt des Schwertes, willkommen in der Welt von Kengô 3.