Torsten Hartmann

Texthäppchen über Bildschirmunterhaltung von Torsten.

Tenchu Kurenai

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Das erste K-2 Tenchu ohne Activision entpuppt sich als runde Sache. Man verzichtete auf eine okkulte Gegnerschar, blieb aber bis auf kleine Änderungen dem gewohnten Gameplay mit den bekannten Macken treu. Nach einigem hin und her und einem technisch famosen Tecnhu 3 hat sich Activision als treuer Tenchu Vertreiber von den Lizenzen getrennt und die Firma K-2 entwickelte unter FromSoftware (Armored Core) den Nachfolger Tenchu Kurenai.

Sich dessen bewusst, was Fans der Serie am dritten Teil auszusetzen hatten, setzte man sich hin und gab sich sichtlich Mühe einen Tenchuteil zu entwerfen der nicht nur technisch sondern auch von der Story her überzeugen sollte. Zu viele skeptische Blicke kassierte die Rückkehr Rikimarus, der sich am Ende des ersten Teils für das Leben Ayames und der jungen Kiku opferte. Noch skeptischer wurde es, als Rikimaru selbst nach seinem weiteren Ableben die Theorie des Schattens der Ninja erklärte. Nachdem man dann auch noch gegen Dämonen, fliegende Köpfe, Papierwesen und Holzpuppen kämpfen musste, war es für viele völlig aus.

K-2 machten damit kurzen Prozess. Nicht nur, dass sie auf unmenschliche Gegner verzichteten, auch Rikimaru blieb dem Geschehen fern. Stattdessen verfolgt man die Geschichte Ayames, die auf der Suche nach ihrem Ninja-Kollegen den Weg einer Auftragsmörderin mit Namen Rin kreuzt. Nach anfänglichen Streitereien wird später klar, dass man zwei Teile in einem großen Puzzle darstellt und so geht man sich vorerst aus dem Weg anstatt sich zu töten.

Die Aufmachung von Kurenai ist glänzend in Szene gesetzt. Jedes Level beginnt mit einer Kollage aus bereits geschehenen und einer kleinen Vorschau auf das was euch erwartet. Gespickt mit schönen Tuschebildern und untermalt von mitreißender Musik werdet ihr in die richtige Stimmung versetzt.

Die Liebe zum Detail und bereits angesprochene technische Perfektion setzt sich in den eigentlichen Leveln konstant fort. Grosse, einfallsreich modellierte Karten, geschickt platzierte Feinde und eine herausragende Musik laden euch ein, dem Ur-Tenchu Gameplay beizuwohnen. Und das hat sich dann auch nur sehr geringfügig gerändert. Einerseits eine gute Sache, denn bewährt hat es sich, andererseits beginnt man sich an manchen Stellen zu fragen, ob es nicht langsam Zeit für die große Tenchu Revolution ist. Vor allem wenn man dem finalen Endgegner des Spiel zum x-ten mal gegenübersteht, ihn wieder nicht besiegt hat und ein weiteres Mal das gesamte Level erneut spielen darf.

So ertappt ihr das Spiel wieder mal dabei, wie es euch beinahe eine Stunde auf leisen Pfoten durch Gänge und über Dächer schleichen lässt, ihr einen Gegner nach dem anderen ruhig und ohne großes Aufsehen um die feudale Ecke bringt um dann letztendlich in einem hektischen Duell mit dem Levelboss und einer immer noch nicht perfekten Nahkampfengine mit Schweiß auf der Stirn um euer Leben kämpfen müsst. Das passt so gar nicht zum ersten Teil dieses Absatzes.

Und dabei hat K-2 es bereits in diesem Spiel gezeigt, wie man es hätte anders lösen können. Den Kampf mit einem der Bosse könnt ihr nämlich umgehen, indem ihr einen anderen Weg einschlagt und danach in einer Zwischensequenz zuschauen dürft, wie der Obermotz von der Protagonistin hinterrücks und stilecht gemeuchelt wird.

Eine tolle Idee, die Kurenai als die ultimative Stealthsimulation hätte dastehen lassen, aber leider macht K-2 das bereits einige Level später mit einer recht fragwürdigen Aktion zunichte. Dann nämlich, wenn eines der tollsten Level im Spiel mit einem Bosskampf anfängt. Diesem Level, das wohl zu den am schwierigsten zu meisternden gehört, wird der Replaywert dadurch arg gekürzt, da man jedes mal bei einem neuen Versuch wieder relativ gut aus dem Bosskampf rauskommen muss. Das nervt ungemein und fördert nicht gerade die Motivation.

Schade ist auch, dass man sich wieder der veralteten Itempolitik vergangener Tenchuteile hingegeben hat. So befinden sich Ausrüstungsgegenstände, wie etwa die Ninjaarmor oder die Tierstimmen-Ocarina bei erfolgreichem Missionsabschluss nicht mehr in eurem Sortiment und müssen erneut erspielt werden. Sehr schade.

Kleine Macken, in einem ansonsten wunderbaren Spiel, denn die Geschichte, die ohne okkulte Ringe und Zauberer auskommt macht Spaß und erzeugt eine dichte Atmosphäre, in der es Laune macht, umherzuschleichen und ahnungslose Gegner flink mit einem Stealthkill ins Jenseits zu befördern. Letzteres wurde dieses Mal besonders gut umgesetzt. So wurden alle Stealthmanöver mit Namen versehen, die beim Ausführen eingeblendet werden um das ganze noch schicker in Szene zu setzen.

Interessant werden die Kills aus dem Schatten heraus, beachtet man die kleine Lampe die sich jetzt neben eurem Ki-Meter befindet. Diese leuchtet kurz auf wenn ihr im Laufen eine Distanz von 89, 90 oder 91 zu einem Gegner erreicht habt, sprich kurz bevor ihr der armen Seele in den Rücken lauft. Gelingt es euch in diesem Moment schnell die Aktionstaste zu drücken, führt ihr eine Spezialversion des jeweiligen Manövers aus. Hier kommen bei Rin zum Beispiel die lieb gewonnenen Röntgenaufnahmen aus Tenchu 3 zum Einsatz.

Wer sich lieber leise heranschleicht und aufs Laufen verzichtet, bekommt während des normalen Manövers nochmals die Chance die Spezialversion zu initiieren. Dann blinkt das kleine Lämpchen nämlich in einem bestimmten Takt weiter und ihr müsst lediglich im richtigen Moment ein weiteres Mal die Aktionstaste drücken.

Belohnt werden diese Spezialtechniken mit mehr Schriftrollen, die eure Gegner nach dem Ableben fallen lassen. Mit diesem Zahlungsmittel erwerbt ihr neue Fähigkeiten, die sich im Spiel als recht nützlich erweisen können. Vom an der Decke hängen, bis hin zur temporären Unsichtbarkeit ist einiges für den Hobbyschleicher dabei.

In einem Extramodus dürfen alle Missionen auf der Jagd nach dem Grandmaster Rang nochmals und mit beiden Charakteren gespielt werden, wohingegen im Storymodus jedes Level nur einer bestimmten Kunoichi zugeteilt ist. Einige der Level sind übrigens Klassikern aus dem Remake des ersten Teils nachempfunden, wie etwa der Grenzübergang. Wer von der Nahkampfengine nicht genug bekommt, der kämpft im Pitfight Modus gegen Scharen von heranstürmenden Angreifern. Ein eher fragwürdiger Bonus für ein Stealthspiel.

Kurenai ist bei weitem nicht fehlerfrei, dennoch hat es K-2 geschafft ein verdammt gutes Tenchu abzuliefern, vielleicht sogar das beste. Das ist eine rein subjektive Entscheidung, denn vom Gameplay her hat sich nicht viel geändert, inhaltlich unterscheidet sich dieser Teil aber immens von den Vorgängern.