Torsten Hartmann

Texthäppchen über Bildschirmunterhaltung von Torsten.

Lonely Mountains Downhill

2020-06-21 · spiel

Die seltsamen lauten Geräusche, die ihr vielleicht in den letzten Tagen vernommen habt und nicht so richtig zuordnen konntet: das war ich. Während ich Lonely Mountains Downhill gespielt habe, dabei nur zwei, dreimal komplett meine Fassung verlor und zur Abwechslung mal keinen Joy-Con zerstört habe. Lediglich einen vielleicht gestauchten Daumen habe ich davon getragen, weil ich einmal recht entnervt mit der Hand auf den Tisch schlug.

Aber der Daumen ist egal. Denn was zählt, ist auf dem Platz, sagte passend ein großer Geist des Sports und auf dem Platz, beziehungsweise dem Berg habe ich soweit alle 16 Strecken entweder unter einer vorgegebenen Zeit oder unter einer angegeben Zahl Stürze geschafft. Mit gemischten Gefühlen. Zum einen ist Lonely Mountains mit seinem Low Poly Stil (sprich wenig Polygone, also eckige, teilweise spitze Objekte) wunderschön. Und auch der vollständige Verzicht auf eine musikalische Untermalung und der damit einhergehenden Hervorhebung des gleichmäßigen Rasselns der Fahrradkette zum Rauschen von Bächen und dem Gesang der Vögel ist ein kleiner Geniestreich und durchaus auch ein wenig ASMR tauglich.

Zum anderen ist der Schwierigkeitsgrad subjektiv erfahren eine bodenlose Frechheit. Gefühlt ist der Fahrstil, den ihr bergab an den Tag legen müsst, um alleine die Anfängerzeiten bei den Herausforderungen zu meistern, ähnlich der Speeder Bike Verfolgungsjagd auf dem Mond von Endor im Film Return of the Jedi. So kam ich mir manches mal vor, denn während ich im realen Leben die Augen immer geradeaus auf die Strecke richte (reine Vermutung, ich fahre selten Fahrrad), gucken meine Augen in Lonely Mountains immer nur von oben auf das Geschehen und ich muss blitzschnell auf das reagieren, was an Strecke oder Schikane am unteren, linken oder rechten Bildrand so auftaucht: Ein ungünstig stehender Baum, ein umgestürzter Baum, ein Bach, eine Kurve oder ein ziemlich steiler Abgrund. Bei Lonely Mountains wird viel irgendwo gegengefahren, runtergefallen oder einfach mal hingefallen. Dass mein Fahrrad manches Mal schon umfällt, wenn ich nur schleichend über eine Wurzel fahre, bestätigt meine Vermutung, dass im Rahmen Nitro und Glyzerin durch ein kleines Papierwändchen getrennt transportiert werden, das bei der kleinsten Erschütterung reißt und ... nein? Okay.

Auch die Motivation nach meinem Erfolg noch weiterzuspielen, lässt für mich arg zu wünschen übrig. Mein erstes neues Fahrrad kann ich mir erst aussuchen, nachdem ich bereits alle Strecken freigespielt habe. Für eine Nachtstreckenvariante, die ich wirklich gerne sehen würde, müsste ich allerdings die jeweilige Strecke ohne einen einzigen Sturz fahren. Kontrollpunkte, an denen ich im normalen Modus jederzeit wieder starten kann und mich so langsam Richtung Ziel vorarbeite, fallen dann komplett weg. Ich habe ehrlich gesagt keinen Schimmer, wie ich das anstellen soll. Vielleicht würde ich auch noch ein, zwei mal auf den Tisch hauen müssen.

So werde ich das Spiel sicherlich noch für ein paar gemütliche Fahrten bergab hervorkramen, auch um eventuell noch die versteckten Rastplätze zu finden, die Herausforderungen und die entsprechend freizuspielenden Fahrräder und Personalisierungen werde ich aber links liegen lassen. Dafür ist mir eine stabile Herzfrequenz zu wichtig.