Torsten Hartmann

Texthäppchen über Bildschirmunterhaltung von Torsten.

Monster Hunter Rise

2021-04-19 · spiel

Ein riesiges Monster und ein kleiner Jäger

In den vergangenen Tagen hatte ich mir mehrmals vorgenommen, etwas über Monster Hunter Rise zu schreiben. Jedes einzelne Mal habe ich stattdessen Monster Hunter Rise gespielt. Nach Animal Crossing eine weitere Reihe, mit der ich nie warm geworden bin und die jetzt dank der Switch Konsole einen festen Platz in meinem Herzen hat.

Der Weg dahin war steiniger als die Drakensberge. Monster Hunter ist gleichermaßen komplex wie es über die Jahre in der eigenen Struktur verwachsen ist. Jedes Menü erschlägt mich mit Untermenüs, jedes Untermenü bewirft mich mit wichtigen Fakten, lebensnotwendigen Informationen und versteckten Tipps. Jeder Waffe fühlt sich beim ersten Ausprobieren an wie ein Panzer ohne Ketten im unwegsamen Gelände. Jedes Monster hingegen sprüht vor Agilität, ist mindesten viermal größer als ich und tanzt mit mir die Blutpolka, wenn ich auch nur einen Moment nicht richtig aufpasse. Es ist schrecklich. Schrecklich genial.

Die Prämisse dieses Spiels ist so verdammt großartig, dass ich es immer spielen wollte. Vier Spieler ziehen mit ihren Begleitern in Form einer Katze oder eines Hundes, online los, um ein riesiges Monster zu erlegen, in Kämpfen, die sich bis zu einer halben Stunde hinziehen. Die Realität waren eine Reihe Schläge mitten in mein Gesicht, einer schmerzhafter als der andere. Ich kam einfach nicht rein. Alles war so träge, wenig intuitiv und jede Taste des Controllers hat mindestens zwei Funktionen in unterschiedlicher Kombination.

Veteranen der Serie merken jetzt hämisch an, dass bei Rise ja alles so viel einfacher ist, als es in der Vergangenheit bei Titeln wie Ultimate und World der Fall war, und ich komme nicht umhin, da manchmal auch einen negativen Unterton herauszuhören. Als jemand, der die Serie zuletzt auf der PSP mit Dutzenden Handkrämpfen gespielt hat, kann ich euch allerdings versichern, dass auch Rise immer noch unglaublich komplex ist und zwar hier und dort Quality of Life Änderungen erfahren hat, diese aber mit der Pinzette aus einem großen Topf der Möglichkeiten gefischt wurden.

Ich habe trotzdem nicht aufgegeben und mir einen ganzen Nachmittag für die Demo Zeit genommen, habe jede Waffe im Trainingsareal ausprobiert, bis ich Blasen an den Fingern hatte. Und bei der Switch Axe hat es dann irgendwann Klick gemacht. Jetzt, 80 Stunden später, viele davon an der Seite meines Buddies Eike, dessen Tipps als Monster Hunter Veteran viel Licht ins Dunkel gebracht haben, sterbe ich zwar immer noch, wenn ich mal wieder nicht aufgepasst habe oder ich doch mal ein Monster gefunden habe, das mir noch zu stark ist. Aber ich habe das größte Monster endlich erlegt: Monster Hunter Rise selbst. Ich bin an dem Punkt angekommen, wo mir das Spiel im Single- und Multiplayer so großen Spaß macht, dass ich es nicht mehr weglegen kann.

Ich weiß jetzt, dass ich jede noch so kleine Attacke vorausschauend ausführen muss, ich weiß jetzt, wie ich am sichersten aus der Gefahrenzone rolle, und ich weiß welcher Angriff meiner Waffe wann und wo am meisten Schaden macht. Nicht, dass ich das Spiel jetzt gemeistert hätte. Ein riesiger Goss Harag, so etwas wie ein Yeti, hat mir vorhin noch ordentlich den Hintern versohlt. Kurz danach hat mich ein wilder Rajang von meiner Jagdtruppe getrennt und fünf Minuten wie ein Berserker über die Map gejagt. Aber genau das macht die Jagd aus und wirkt doppelt nach, wenn ich am Ende eines langen Kapfes mit der Truppe vor dem besiegten Monster stehe. Die Taschen voller Ressourcen, die ich im optimalen Fall direkt nach dem Kampf beim Schmied in Rüstungen und Waffen investiere. Oder in Dekorationen, Talismane und verdammt nochmal, warum ist dieses Spiel so unglaublich komplex, was die Möglichkeiten angeht!?

Dieser Text taugt leider nicht im Geringsten dazu, euch irgendwie aufzuzeigen, wieviel gute Änderungen in diesen Teil gefunden haben. Ich bin nämlich immer noch viel zu gehypt um hier irgendwas fundiertes abseits von Lobeshymnen und meinen überschwänglichen Gefühlen gegenüber diesem Titel aufzuschreiben.

Und jetzt entschuldigt mich. Ich höre das Jagdhorn. Ein weiteres, sehr großes Monster möchte besiegt werden. Natürlich mit einer Falle und ein, zwei Schlafbomben. Ich bin schließlich Vegetarier.