Torsten Hartmann

Texthäppchen über Bildschirmunterhaltung von Torsten.

Hardspace: Shipbreaker

2022-06-02 · spiel

Ein Daumen nach oben am Arm eines Cutter in der Egoperspektive

Ich habe nicht viel Zeit und muss diese Zeilen schreiben, während draußen im Dock bereits das nächste Raumschiff darauf wartet auseinandergenommen zu werden. Denn das ist mein neuer Job: Ich bin Cutter. Und aktuell erwarte ich nichts sehnlicher als meinen Feierabend im realen Leben, damit ich auf dem Steam Deck endlich die nächste Schicht als Shipbreaker starten kann. Der Teufelskreis ist perfekt!

Das Leben als Cutter ist nämlich nicht einfach. Zumindest nicht so einfach, wie es auf dem Papier aussieht: Mit Schneidbrenner und Greifhaken müssen Raumschiffe, die aus dem Betrieb genommen wurden, möglichst akribisch auseinandergenommen werden, damit sämtliche Rohstoffe wiedergewonnen werden können. Dafür ist mein neuer Arbeitsplatz, der sogenannte Yard, mit einer Raffinerie, einem Schmelzofen und einer Sammelstelle für Elektronik ausgestattet.

Im Idealfall schneide ich also Titaniumteile aus dem Wrack und raffiniere sie, schmelze Aluminium ein und liefere nebenbei noch fleißig Schalttafeln und Computerkonsolen ab. Ist das Schiff komplett zerlegt und recycelt beende ich meine Schicht und kassiere für jedes abgelieferte Teil sehr viel Geld.

Ein Schiffswrack im Yard

In der Realität gestaltet sich das Ganze etwas schwieriger und ich zerschneide öfter wertvolles Equipment, schieße teures Material am Schmelzofen vorbei in den Weltraum, vergesse meinen Sauerstofftank (optional) rechtzeitig aufzufüllen, verbrenne mich an einem Warpkern, kappe nicht die Treibstoffzufuhr bevor ich an den Düsen arbeite oder denke nicht daran den Druckausgleich einzuleiten, bevor ich eine Tür öffne und werde mit beachtlichem Druck in die Weiten des Weltalls geschossen. Das Letzte, das ich dann sehe ist das winzige Dock in weiter Ferne, bevor ich mit einem frischen Körper wieder ans Werk gehe. Es ist schrecklich. Und es ist absolut großartig.

Jeder Fehler macht mich klüger (was jetzt nicht heißt, dass ich ihn nicht wiederhole) und jedes erfolgreich recycelte Teil gibt Punkte, die ich in neue Fähigkeiten und besseres Werkzeug investieren kann. Mit der Zeit werden Techniken und Eigenarten zur Routine und schnell ist wenig so entspannend und befriedigend wie das Zerlegen eines großen Schiffes. Die Schwerelosigkeit sorgt dabei für die nötige Entschleunigung, denn die Raumschiffe zu entsorgen dauert eine gewisse Zeit.

Der tolle Humor und eine durch Funkdialoge vor und während der Schicht erzählte kleine Geschichte sorgen zusätzlich für Abwechslung, die aber tatsächlich weniger wichtig ist, als ich das bei dieser Art Spiel vermutet hätte. Hardspace: Shipbreaker ist eines der ungewöhnlichsten Puzzle, die ich bisher gespielt habe und es lässt mich aktuell nicht mehr los.

Zeit ist Geld und meine Schulden beim Arbeitgeber Lynx sind sehr, sehr hoch. Daher muss ich jetzt auch dringend zurück ins Dock und wieder an die Arbeit. Wir sehen uns im Yard, Cutter.